Wednesday, April 16, 2014

Im Auge des Betrachters

Am 24. Januar 2013 geschrieben, heute wieder gefunden.

Achtung! Inhalt könnte schockieren!


Er geht in den Stall. Die Muttertiere würden bald gebären. Eine hatte vor einigen Stunden den Anschein erweckt wohl bald so weit zu sein. Er musste ja aufpassen, dass das Neugeborene nicht die ganze Milch weg trinkt. Es würde wie immer ablaufen:
Das weibliche Objekt wirft ihr Kind und dann nimmt er es ihr weg. Das Objekt gibt Milch, die braucht er, denn er handelt mit Muttermilch. Ja, Muttermilch. Von Menschen. Es gibt sehr viele Personen, die gerne Muttermilch konsumieren. Auch im Erwachsenenalter. Da hatte er auch keine Probleme mit. Wenn die weiblichen Objekte ausgedient hatten, nach einigen Jahren war da nicht mehr viel mit raus zu holen, dann wurden sie geschlachtet. Es gibt auch Personen, die gerne das Fleisch essen. Da muss man auch auf die Nachfrage mit dem entsprechenden Angebot reagieren. 
Also das Leben eines Objektes stellt sich wie folgt dar:
Es wird geboren. Sollte es männlich sein hat es keinen Wert und kommt sofort in die Säuglingsfleischproduktion. Dort lebt es nur so lange, dafür unter großen Qualen, bis es genug Fleisch angesetzt hat. Dann wird es geschlachtet. 
Sollte es weiblich sein wird es in einer kleinen Box gehalten, bis es mit den anderen im großen Stall festgebunden werden kann. 
In jedem Fall wird es dem Muttertier direkt nach der Geburt weggenommen. Das Muttertier schreit dann immer tage- bis wochenlang und weint dem Kind hinterher.
Wenn das neue weibliche Objekt im gebärfähigen Alter ist, dann wird es künstlich befruchtet. Das ist billiger als ein männliches Objekt zur Zeugung hinzuzunehmen und dauert auch nicht so lange. Dazu wird das zukünftige Muttertier natürlich nicht um Zustimmung gebeten, es hat so akzeptiert zu werden. Manche sagen ja, dass das eine Vergewaltigung sei, er findet aber, dass es notwendig ist um an die Milch heran zu kommen. Für ihn hat ein solches Muttertier keine Gefühle, generell hält er sie für dumm und dass sie sich so wie so alles gefallen lassen. 
Das weibliche Objekt wird nun also schwanger. Es freut sich, die Hormone machen sich breit und das Muttertier ist glücklich, auch wenn es sich für sein Kind garantiert eine bessere Umgebung gewünscht hätte. Durch das Dicker-werden in der Schwangerschaft wird der Platz im Stall noch enger, da das Muttertier sich nicht von der Stelle bewegen kann. Dies wird sich auch nicht ändern, denn es wird an Ort und Stelle das Kind gebären. Sobald die Milchproduktion einsetzt wird sie abgemolken damit er die Milch verkaufen kann. Jeder Tropfen ist wichtig und Gold wert. Er beschwert sich, dass in den letzten Jahren die Preise dafür immer mehr in den Keller gesunken sind und er mehr produzieren muss um nicht weniger Geld zu verdienen. 
Das Objekt gebärt nun zum ersten Mal. Es hat Schmerzen dabei. Er hilft nach weil die Geburt nicht schnell genug geht. Er zieht den Säugling heraus. Dabei geht er nicht sehr behutsam vor. Das Muttertier schreit. 
Als der Säugling nun endlich raus ist, schafft er ihn weg. Das Objekt sieht, wie er ihr gesundes, neu geborenes Kind weg trägt. Sie wird wütend. Und traurig. Sie schreit. Die Verzweiflung über die Ungewissheit, das Kind nicht bei sich zu haben, zerreißt ihr das Herz. 
Nach nicht all zu langer Zeit wird sie wieder künstlich befruchtet. Zwischenzeitlich hatte sie sich damit abgefunden, dass ihr Kind weg war, dass man sie schlägt wenn sie weint oder schreit, dass sie eingekesselt zwischen anderen Müttern stehen muss und sich nicht bewegen kann. Erst versteht sie nicht, dass sie wieder befruchtet wird, wenn es aber geklappt hatte, dann würde sie es bald spüren. 

In ihrem Blick kann man Trauer, Verzweiflung, Angst sehen und man erschreckt. Auch wenn er mal wieder im Stall verschwindet und sich an den Objekten vergreift, sie misshandelt, sie nach wenigen Jahren grausam schlachten lässt und ihr ein Kind nach dem anderen weg nimmt, es ist ihr gleichgültig, denn sie ist gebrochen. 


Schockiert? Menschen melken, schlachten und essen ist nicht okay?
Warum akzeptierst du es bei den Tieren?